Review< Zurück 16.05.2011
Von Nick Gruber
Ghostface ist zurück und Wes Craven erfüllt schon wieder seine selbstauferlegte Doppelfunktion als größter Horror-Regisseur und oberster Genre-Kritiker.
Die frisch mit einem neuen Selbsthilfebuch an die Öffentlichkeit getretene Sidney Prescott (Neve Campbell) kehrt zurück in ihre Heimatstadt Woodsboro um ein wenig Promo zu machen. Dort trifft sie ihre Cousine Jill (Emma Roberts), den patscherten Sheriff Dewey (David Arquette) und dessen Ehefrau, die ehemals sensationelle Reporterin Gale Weathers (Courteney Cox). Letztere hat Schwierigkeiten das fade Leben der Kleinstadt mit ihren Ambitionen als Autorin zu verbinden. Glücklicherweise dramatisiert sich die Situation als Ghostface zurückkehrt, das längste Gesicht im ganzen Horror-Business. Es gilt also wieder das Schema des Killers zu entschlüsseln und die Teenie-Party zu identifizieren wo das Blutbad erwartungsgemäß ins Finale gehen wird. Alles ist beim Alten also - nur die mediengestörten Kids wurden ausgewechselt.
Wer die Scream-Reihe verfolgt hat dem fiel bestimmt das Muster der Selbstreflexion auf, welches die Filme seit dem Ende der 90er kennzeichnet. Horror Ikone Wes Craven und sein erster Schreiberling Kevin Williamson verbauten damals die teilweise selbst mitdefinierten Grundregeln des Horrorgenres um den aktuellen Plot im Film voranzutreiben: Wer Überleben will hat besser keinen Sex, trinkt keinen Alkohol und nimmt keine Drogen (alles Sünden). Man sagt nicht dass man 'Eh gleich wieder kommt' fragt nicht 'Wer ist da?' und versucht auch nicht herauszufinden woher dieses seltsame Geräusch eben kam. Während diese Thesen damals durch eine Hommage auf John Carpenters Halloween (1978) bestätigt wurden, so hat sich das Scream-Duo inzwischen schon längst in die eigenen Werke verliebt.
Es ist also eine sehr bequeme Position die sich die beiden ehrenrührigen Horror-Veteranen ausgesucht haben. Einerseits spulen sie das 0815 Schema mit der Routine der Altmeister runter, andererseits dienen die Teenies als Sprachrohr für intellektuelle Selbstverliebtheit und eine höchst elaborierte Medienkritik (inkl. postmoderner Metareferenz) wie man sie ja von einem durchschnittlichen 17jährigen anscheined erwarten kann. Große Offenbarung: Autor Kevin Williamson zeichnet auch für den Großteil der Hirnfürze in Dawson's Creek verantwortlich.
Fazit: Für Schüler und Studenten die einen Aufsatz über die Postmoderne schreiben müssen bietet der Streifen also eine gute Gelegenheit sich einen Arthouse Film zu ersparen.
Meine Wertung: |
|
Bei uns müssen Cineasten nicht fasten! Hier erwartet euch Filmkritik wie man sie sonst nirgends lesen kann. Rede- und pressefrei liefern euch die kleinen Kinomos unregelmäßig aber unangepasst Reviews, Previews, Feature-Mos und ein dreistes Etwas zu einem ausgewählten kulturellen Spezialbock, der irgendwo auf der Welt geschossen wurde.
Impressum:
'Der dreiste kleine Kinomo' ist die non-profit Blogging-Plattform des Dreistil Filmverein (Graz, ZVR 262411928).